ÖSTERREICH–UNGARISCHER ESEL

GESCHICHTE:

Es handelt sich um eine seltene Rasse, die hauptsächlich in Österreich und Ungarn vorkommt. Seine Ursprünge reichen mindestens bis in die Zeit des Barock und des Rokoko zurück. In der Barockzeit galt die helle Farbe als Symbol für den Adelsstand. Damals waren helle Tiere in der aristokratischen Gesellschaft sehr beliebt, da sie als Lichtträger galten, während dunkel gefärbte Tiere den Tod bedeuteten. So wurden zum Beispiel bei Beerdigungen schwarze Pferde verwendet, während weiße Esel als Zugpferde für die Herrscher gehalten wurden. Sie gelten als Boten des Guten. Esel wurden um 4000 v. Chr. domestiziert, etwa 1000 Jahre vor den Pferden, und stammen vom afrikanischen Wildesel ab. Seit der Römerzeit sind sie nur noch nördlich der Alpen zu finden. Der Esel ist ursprünglich ein Wüstentier und seine Bedürfnisse sind daher gut an eine karge Umgebung angepasst. In Ungarn gibt es wahrscheinlich noch unbekannte Restpopulationen, die von Bauern gehalten und als Arbeitskräfte eingesetzt werden. Der "barocke" Esel geriet später in Vergessenheit und wurde erst in den 1980er Jahren wiederentdeckt. Seitdem hat sich die Zucht systematisch weiterentwickelt. Erst 1986 wurde sie von Fritz Dietrich Altmann im Tierpark von Schloss Herberstein in Österreich wiederentdeckt. Weitere 30 Tiere wurden von Kurt Kirchberger, dem Leiter des Nationalparks Neusiedler See-Seewinkel in Ungarn, gefunden, die alle aus Herberstein stammen. Sie wurden auf Betreiben von Helmut Pechlaner nach Österreich gebracht. Die beiden Männer entwickelten ein neues Zuchtprogramm und schufen drei Zuchtlinien - die Herberstein-Linie, die Neusiedler See-Linie und eine dritte, in der sich die beiden Linien kreuzen.

BESCHREIBUNG:

Der weiße "Barockesel" ist eine mittelgroße Rasse mit blauen Augen, kurzem Fell und der für viele Esel typischen Stehmähne. Nicht nur das Fell ist hell, sondern auch die Haut und die Hufe sind charakteristisch gefärbt. Ursache dafür ist der Flavismus, eine Form des Albinismus, bei der die Synthese der Hautpigmente gestört ist. Die Wissenschaftler untersuchen derzeit, welches Gen für diese helle Farbe verantwortlich ist.

INTERESSANTE FAKTEN:

• Das charakteristische Merkmal ist eine hellgelbe bis weiße Fellfarbe, "cremello" genannt, und hellblaue Augen. Aufgrund des fehlenden Farbstoffs ist die Haut rosa. Auch die Hufe sind nicht sehr pigmentiert.
• Er ist vom Aussterben bedroht - es gibt nur noch etwa 200 Tiere auf der Welt!
• In der Vergangenheit wurden diese Esel hauptsächlich von wohlhabenden Grundbesitzern der österreichisch-ungarischen Monarchie gezüchtet.
• Im Gegensatz zum Pferd sind die Hufe des Esels an felsigen, unebenen Untergrund angepasst. Sie bieten einen sicheren Halt, sind aber für schnelles Laufen weniger geeignet.
• Ein Esel kann viel länger ohne Wasser und Futter auskommen als ein Pferd.
• Eselsmilch ist auch wegen ihres höheren Zucker- und Eiweißgehalts beliebt; sie ist der menschlichen Muttermilch am ähnlichsten.
• Ausgebildete Tiere können als Reitesel für Kinder, als Kutsch- und Zugtiere (Trekking) oder als Therapietiere (Asinotherapie = eine Form der Tiertherapie mit einem Esel als Partner) eingesetzt werden und gelten als treue Begleiter.
• Er ist ein etwas träges Tier und denkt normalerweise lange nach, bevor er aktiv wird. Dieses vorsichtige Verhalten, das an die unvorhersehbaren Bedingungen in den Bergen angepasst ist, wird leider oft als "Sturheit" interpretiert.
• Junges Frühlingsgras als Futter ist nicht gut.
• Der österreichisch-ungarische weiße oder "barocke" Esel wurde von der ARCHE Österreich zum Nutztier des Jahres 2017 gekürt, weil er seit Jahrtausenden eines der treuesten Arbeitstiere des Menschen ist.